22.10.2020 Ressourcenmanagement

Systemanalyse zur Erkundung neuer Wassergewinnungsgebiete

In den zurückliegenden Jahre haben sich die für die Zukunft zu erwartenden klimawandelbedingten Veränderungen auf vielfältige Weise verdeutlicht. Neben der witterungsbedingten, unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildung und dem dadurch reduzierten Grundwasserdargebot haben die Hitzeperioden für drastische Verbrauchsanstiege bei den Wasserabnehmern gesorgt. Diese Entwicklung trifft die gesamte Wasserversorgungswirtschaft, insbesondere aber solche Wasserversorger, die ihren Wasserbedarf aus geringmächtigen Lockergesteinsgrundwasserleitern oder aus Kluftgrundwasserleitern decken. Neben der hohen Sensibilität dieser Wassergewinnungen gegenüber veränderter Grundwasserneubildung haben vor allem eine Vielzahl von Festgesteins-Wassergewinnungen sowie solche Lockergesteins-Wassergewinnungen, die geologisch ein Risikopotential von Tiefenwassereinflüssen haben, mit der zunehmenden Gefahr des Zutritts von höhermineralisierten Wässern zu kämpfen.

Aufgrund der für die Zukunft absehbar zunehmenden Einschränkungen bei dem Grundwasserdargebot und ggf. auch der Rohwasserqualität, ergibt sich in einigen Versorgungsregionen die Frage nach Standortoptionen für eine zusätzlich Absicherung der Wassergewinnung. Neben einer Erweiterung und/oder Optimierung vorhandener Gewinnungen bekommt die Suche nach neuen, bisher nicht genutzten Ressourcen zunehmende Bedeutung.

Zur Ermittlung potentieller Gewinnungsstandorte innerhalb eines Untersuchungsraums erfolgt eine gestufte Systemanalyse aller zur Verfügung stehender Informationen. Diese beschränkt sich nicht allein auf hydro(geo)logische und wasserwirtschaftliche Kriterien, sondern betrachtet alle erkennbaren potentiellen Nutzungskonflikte sowie mögliche Raumwiderstände.

In der Phase I werden zunächst Bestandsunterlagen, als auch frei verfügbare Unterlagen, wie z. B. die bei den zuständigen Behörden online erhältlichen Informationen (WMS, Datenserver) zur Geologie, Hydrogeologie, Grundwasserqualität, zum Naturschutz und zu weiteren relevanten Faktoren recherchiert und bewertet. Ein Beispiel einer zusammenfassenden Darstellung zeigt die beigefügte Abbildung. Diese Daten werden durch Erkenntnisse aus vergleichbaren Projekten in der Region ergänzt. Auf dieser Basis erfolgt eine Ersteinschätzung von potentiell geeigneten Suchbereichen. Diese werden mit dem Auftraggeber abgestimmt und priorisiert, wobei an dieser Stelle auch „weiche“ Faktoren aus der internen Kenntnis zu potentiellen Raumwiderständen in den betroffenen Bereichen mit einfließen können.

In Phase II erfolgt für die priorisierten Suchbereiche eine Ergänzung der Unterlagen durch weitere Informationen aus detaillierteren Archivrecherchen und Auswertungen. Zudem findet eine Geländebegehung zur fachgutachterlichen Aufnahme der morphologischen, hydrologischen und nutzungsbezogenen Gegebenheiten innerhalb der Teilgebiete statt.

In Phase III werden alle vorliegenden Informationen und Erkenntnisse zusammenfassend bewertet und eine Priorisierung der Suchräume im Hinblick auf das Potential und die zu erwartenden Konflikte vorgenommen. Hierbei kann auch eine Neubewertung bereits in der Vergangenheit untersuchter Gebiete relevant werden. Aufgrund sich ändernder Randbedingungen können Bereiche, die aus früherer Sicht wegen wirtschaftlichen Kriterien, oder zu geringer Ergiebigkeiten ausgeschlossen wurden, heute durchaus von Interesse sein. Solche Gebiete sind dann vor allem im Hinblick auf eine flankierende Abdeckung von Spitzenbedarfen zu untersuchen.

Durch die Systemanalyse bekommt der Auftraggeber einen umfassenden Überblick über bisher noch nicht genutzte Potentiale zur Erweiterung seiner Wassergewinnungs-möglichkeiten unter der Berücksichtigung wasserwirtschaftlicher Fachaspekte und der Bewertung potentieller Nutzungskonflikte. Auf dieser Grundlage kann eine fundierte Prüfung der Wirtschaftlichkeit erfolgen.

 

Ansprechpartner:

Hilger Schmedding, Gesa Kempf, Christian Müller (CONSULAQUA Hildesheim)

Tel.: 05121 / 76 82 11

hildesheim(at)consulaqua.de